Prof. Dr. Günther Bergerhoff war bis Ende Februar 1991 als Hochschullehrer am Institut für Anorganische Chemie in Bonn tätig.
Er begann sein Chemie-Studium während des Krieges in Leipzig und Köln, musste es jedoch nach einem Semester aufgrund der damaligen Situation unterbrechen. Nach dem Ende des Krieges konnte er sein Studium in Köln ab dem Wintersemester 1946/47 wieder aufnehmen und bestand 1949 sein Vordiplom. Aus privaten Gründen und aus wissenschaftlicher Neugier auf neue Aspekte der Chemie wechselte er im Anschluss an die Universität Bonn in das alte Chemische Institut in Poppelsdorf und legte im Juni 1951 sein Diplom unter der Anleitung von Prof. Dr. Otto Schmitz-Dumont, damals Inhaber des Lehrstuhls für Anorganische Chemie, ab. Am 23. April 1954 folgte seine Promotion zu dem Thema "Zur Energetik und Struktur von Halogenokomplexen", ebenfalls mit Prof. Schmitz-Dumont als Mentor und am 13. Februar 1963 seine Habilitation über "Metallo-Komplexe“. Seine Antrittsvorlesung zum Thema "Dokumentation chemischer Forschung" fand im darauf folgenden Sommersemester 1963 statt. Er leitete viele Jahre mit großem Engagement das analytische Praktikum, wo damals noch qualitative und quantitative Versuche parallel in einem Saal durchgeführt wurden, was den Vorteil bot, dass ältere Studierende die Jüngeren anleiten konnten. Im Jahr 1968 wurde ihm die Bezeichnung „Außerplanmäßiger Professor“ verliehen und am 15.07.1969 wurde er zum Professor ernannt.
Sein Forschungsgebiet umfasste viele Facetten der Anorganischen Chemie, von z.B. Hexahalogenidostannaten bis zu Diphosphacyclopenten-Verbindungen. Später kamen Arbeiten zur Chemiegeschichte, wie zu den Farbstoffe Alizarin und Purpurin hinzu.
Im Rahmen seiner wissenschaftlichen Arbeiten lernte Prof. Bergerhoff die Methode der Röntgenstrukturanalyse an Einkristallen kennen und nutzte sie zur Charakterisierung seiner synthetisierten Verbindungen. Er blieb Zeit seines beruflichen Lebens fasziniert von dieser Methode, die von Anfang an alle Fortschritte der Computerentwicklung genutzt hat, um den Zeitaufwand für die umfangreichen Rechenaufgaben im Rahmen der Röntgenstrukturanalyse immer weiter zu verkürzen. Daraus resultierte seine Idee, eine Datenbank der Strukturdaten aufzubauen. Zusammen mit I.D. Brown entwickelte er 1978 die inzwischen weltweit größte Datenbank für anorganische Kristallstrukturdaten ICSD, die heute vom FIZ Karlsruhe weitergeführt wird. Dieses Lebenswerk ist zu einem unverzichtbaren Hilfsmittel für die heute tätigen Forscher geworden.
Auch nach seiner Pensionierung blieb er dem Institut verbunden und engagierte sich bei der Unterstützung des damaligen Start-Up-Unternehmens Crystal Impact, das Programme, u.a. zur graphischen Darstellung von Kristallstrukturen entwickelt. Auch die Fachbibliothek der Institute lag ihm am Herzen und wurde lange Jahre von ihm betreut.
Sein Interesse galt auch der Geschichte der Bonner Chemie, worüber er publizierte und später engagierte er sich lokalpolitisch und setzte sich mit der Gestaltung des Bahnhofvorplatzes in Bonn kritisch auseinander.
Wir verlieren mit Professor Bergerhoff einen allseits geschätzten Hochschullehrer.
Wir werden sein akademisches Vermächtnis in Ehren halten und uns immer gerne an diesen bemerkenswerten Menschen erinnern.